Küstenschutzmaßnahme an der Westküste

Küstenschutzmaßnahme voll im Zeitplan: Marschbodenentnahme binnendeichs wird kritisch gesehen

Friedrichskoog. Der CDU-Landtagsabgeordnete Volker Nielsen aus St. Michaelisdonn informierte sich über den Stand der Küstenschutzmaßnahme an der „Spitze“ des Nordseebads. Die für die Jahre 2024 und 2025 geplante Deichverstärkung und -erhöhung zählt zu den derzeit großen Wasserbaustellen an der Westküste. Sie ist im Generalplan Küstenschutz als wichtige Maßnahme aufgeführt und wird nun durch das Land Schleswig-Holstein umgesetzt. Das Land setzt hierzu rund 10 Millionen Euro ein. Durch das Bund-Länder-Programm „Agrarstruktur- und Küstenschutz“ trägt auch Berlin einen Teil dieser Kosten.

Der Fachbereichsleiter des Landesbetriebs Küstenschutz (LKN), Jorne Heinrich, erläuterte vor Ort die Dimension: Auf einer Länge von 2 Kilometern werden die seeseitigen Profile flacher ausgeführt. So können bei Starkwinden hohe Wellen besser auslaufen, und die Wahrscheinlichkeit von Deichschäden bei Sturmfluten nimmt ab. Zudem wird der Deich um 30 Zentimeter auf 8,90 Meter erhöht, und das Deckwerk wird erweitert. Lutz Pfitzner, Bauleiter beim LKN, beziffert die erforderlichen Kleimengen für die Deckschicht auf rund 120.000 Kubikmeter. Für den Füllboden werden etwa 66.000 Kubikmeter benötigt, während Sand aus regionalen Kiesgruben mit 12.000 Kubikmetern bereitgestellt wird. Alle Anlieferungen erfolgen über die Straße.

Jörg Bock, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion, beobachtet täglich die erheblichen Lkw-Fahrten und sorgt sich um den Zustand der Straßen: „Nach Abschluss der Arbeiten kann man tatsächlich beurteilen, ob erhöhter Verschleiß entstanden ist und Straßensanierungen folgen müssen“, so Bock.

Hinsichtlich des Füllbodens kann auf Sand zurückgegriffen werden, der an Friedrichskoogs Südseite am Deich vor der Seehundstation im Spülfeld aus dem ehemaligen Hafenbetrieb vorhanden ist. Hier besteht nach den Worten von Jorne Heinrich eine „Win-Win-Situation“, da so kein Material aus dem Binnenland herangeschafft werden muss. „Die Lösung ist sehr gut und ressourcenschonend. Jedoch sehe ich die über 120.000 Kubikmeter umfassende Kleientnahme bei Brunsbüttel nach wie vor kritisch. Marschboden gehört zu den wichtigen Säulen der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelproduktion. Hier Fläche auszubaggern und den Kleiboden per Lkw über 25 Kilometer nach Friedrichskoog-Spitze zu fahren, sollte einmal genauer betrachtet werden – auch die CO₂-Bilanz eines solchen Eingriffs“, so Volker Nielsen.

Die Flächen sind anschließend Gewässer mit Naturschutzstatus und für die Lebensmittelproduktion verloren. Bei vielen Baumaßnahmen in der Marsch ist Kleiboden vorhanden und könnte auf Sammelplätzen für künftige Deichbaumaßnahmen zwischengelagert werden. Die jetzigen Marschbodentransporte gemäß neuer Ersatzbaustoffverordnung der Berliner Ampel auf Deponien überall im Land sind inakzeptabel, so Nielsen weiter. Erste Stimmen werden laut, dass die Deponien zu schnell gefüllt sein könnten und dann neue Probleme entstünden.

Für die Landespolitik sieht Volker Nielsen daher Handlungsbedarf. Mutig geht die Gemeinde Friedrichskoog vor: Im Zuge der Deichverstärkung werden verschiedene Elemente für die touristische Nutzung umgesetzt, in die rund 12 Millionen Euro investiert werden. Dazu zählen Treppenanlagen, Stege und Sitzmöglichkeiten. Auch für Veranstaltungen wird eine Art Tribüne gebaut. Im Wesentlichen erfolgt die Finanzierung über einen Landeszuschuss.

Dieser Landeszuschuss, so Nielsen, löst auch ein Versprechen der von der CDU geführten Landesregierung ein, für den geschlossenen Hafen einen Ausgleich seitens des Landes zu erbringen: „Hier hält Daniel Günther sein 2017 in Friedrichskoog gegebenes Wort ein, dass die Hafenschließung ausgeglichen wird. Die Entschlossenheit der Gemeinde Friedrichskoog für diese große Baumaßnahme gebührt Anerkennung“, so Landtagsabgeordneter Volker Nielsen abschließend.