Kernkraftwerk Brunsbüttel wird rückgebaut

28.09.2018

Kernkraftwerk Brunsbüttel wird rückgebaut                                                                                                                                                    

von Friedrich-Wilhelm Trottmann

Meldorf – Erfolgsmeldungen über Geschaffenes sind eigentlich alltäglich, doch etwas von der Bildfläche verschwinden zu lassen, das ist doch einmal etwas ganz anderes. Olaf Hiel, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Firma Vattenfall, berichtete bei einer Informationsveranstaltung der Seniorenunion in der Gaststätte zur Erholung über das Thema Status Rückbau KKW Brunsbüttel.
Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ging am 9.2.1977 in Betrieb, man war froh, dass nicht so viel Wiederstand wie beim KKW in Brokdorf seitens der Bevölkerung zu verzeichnen war. 935 Millionen Euro betrug damals die Gesamtinvestition, davon 406 Millionen Herstellungskosten, sowie die Errichtung von einem unabhängigen Notstandssystem, des Standortzwischenlagers und diverser Nachrüstmaßnahmen, womit das Kraftwerk immer auf einem aktuellen Stand gehalten wurde.

Das Kraftwerk mit 800 MWel (MegaWatt elektrisch) entspricht 1600 2-MW Windenergieanlagen, wenn man diesen eine Auslastung von 25% unterstellt. Die 300 000 Tonnen Gesamtmasse der abzutragenden KKW-Anlage enthält ca.3 Prozent radioaktiven Abfall. Das KKW wurde am 18.7.2007 nach Erzeugung von 124 211 GWh abgeschaltet und am 1.11.2012 der Antrag auf Stilllegung und Rückbau gestellt. Das Genehmigungsverfahren läuft noch immer, wir gehen aber von einer Genehmigung noch in diesem Jahr aus, so Hiel. Es wird mit einer Rückbauzeit von 10 bis 15 Jahren gerechnet. Nun steht die Entsorgung in der Kritik. Mehr als 23 Milliarden Euro wurden aus der Rückstellung für den Endabbau von allen betroffenen Energieversorgungsunternehmen an den Staat gezahlt.  Das Endlager Schacht Konrad sollte Ende der 90er Jahre fertig sein, es wird inzwischen erst mit einer Fertigstellung etwa im Jahre 2027 gerechnet. Die Endlagerkommission hat die Kriterien definiert, nach denen ein neues Endlager gesucht werden soll, die Standortauswahl selbst steht aber erst am Anfang. Dieses muss aus Sicherheitsgründen unterirdisch angelegt werden, in einer Tiefe von mehreren 100 Metern.

Die Brennelementfreiheit wurde am 13.6.2017 hergestellt, damit waren 99 Prozent des radioaktiven Inventars entfernt und so wurde am 17.2.2018 ein weiterer Meilenstein erreicht, die sogenannte Brennstofffreiheit. Mit einer Entlassung aus dem Atomgesetz rechnet man bei Vattenfall erst im Jahre 2029, mit einer GRÜNEN WIESE erst 2031.

Die Energiewende, so Hiel, muss auch für die Versorgungssicherheit sorgen. Umweltschutz und CO² Einsparung stehen Wettbewerbsfähigkeit und Marktwirtschaftlichkeit gegenüber. Der Netzausbau hinkt in Deutschland noch hinterher, circa 4900 Kilometer Leitungen müssen optimiert und ausgebaut werden, davon ca. 3400 km neue Leitungen in bestehenden Trassen. Die erneuerbare Energieerzeugung muss weiter ausgebaut werden, konventionelle Erzeugung abnehmen, dieses bedeutet, der Energiemix muss entsprechend angepasst werden. Die Speicherung von Energie wird die Herausforderung für die Zukunft sein, gerade wenn der Mobilitätssektor mitberücksichtigt werden soll.

Die Zuhörer konnten zwischendurch Fragen stellen, doch zum Vortragsende interessierte die Personalstärke während und zum Ende der Betriebszeit. Mit 380 Personen Eigenpersonal wurde in Spitzenzeiten gearbeitet, so Hiel, dazu kamen 300 Personen von Partnerfirmen. Für die Jahresrevisionen kamen dann noch einmal für vier Wochen bis zu 1200 Personen zur Unterstützung dazu. Jetzt in der Zeit des Rückbaues arbeiten 240 Personen und 150 von Partnerfirmen in Brunsbüttel, die abhängig von den Projektphasen deutlich verstärkt werden müssen.