Bericht aus Berlin

von Friedrich-Wilhelm Trottmann

Nindorf – Mit Mark Helfrich hatte Seniorenunionsvorsitzende Anne Ohlsen den Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis 3 –Steinburg / Dithmarschen Süd – für eine Informationsveranstaltung in den Nindorfer Hof eingeladen, aus dem täglichen Geschehen in Berlin zu berichten.

Als energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist Helfrich geradezu prädestiniert, das zurzeit aktuelle Thema zu beleuchten. Wir seien im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine unmittelbar betroffen, so Helfrich. Bisher war Russland ein zuverlässiger Erdgaslieferant, wir bezogen von dort 55 Prozent des Erdgases, und er habe Bedenken, dass alles so bleiben wird wie immer. Deutschland hat als größtes Industrieland in der EU sehr stark auf Erdgas gesetzt. Er habe sich vor dem 24.02.22 sowohl für Nordstream II als auch LNG eingesetzt und wurde kürzlich gefragt, ob er richtig gehandelt habe. Wir seien absehbar von einem Lieferanten abhängig geworden, LNG wäre eine Art Versicherung gewesen. Bitter sei es für die Deutschen, am eigenen Leibe die physikalische Unsicherheit erfahren zu müssen, habe ich genug Energie. LNG-Terminals in Stade und Brunsbüttel wurden genannt, ebenso die Pipeline Richtung Süden. Hier sei genug Erdgas vorhanden, der Norden sei gut angeschlossen. 3,5 Milliarden m³ könnten zunächst über das LNG-Terminal Brunsbüttel geliefert werden; das Netz sei nicht groß genug zum Abtransport gen Süden.

Wohin geht die Reise der Ampel bezüglich Gaspreisdeckelung und Einmalzahlung als Hilfe?  Erdölförderung durch seitliche Bohrung Mittelplate sei in den nächsten Jahren als Kröte für die Grünen zu schlucken, Erdgasförderung in der Nordsee ebenfalls. Selbst die  Diskussion über Erdgasförderung per Fracking als dreckiges Erdgas komme wieder hoch. 15 bis 20 Jahre brauchen wir noch Erdgas, so Helfrich, da 80 Prozent fossile Energieträger seien. Offshore sei finanziell hoch anzusiedeln. Der Netzausbau nebst Speichern sei wichtig, die Nordlink-Trasse nach Norwegen sei als Ausgleichspuffer gut.

Die Strom- und Gaspreisbremse komme zu spät, im Januar bis März haben wir den höchsten Verbrauch. Kurzarbeit und ungebremste Preise folgen. Die Unternehmen müssen am Laufen bleiben, sonst fehlen uns die Produkte im gesamten Spektrum. Sie brauchen klare Ansage bezüglich Gas- und Strompreis, sonst sei  keine Kalkulation für die eigenen Preise möglich. Es sei in allgemeinem Interesse, den Konflikt bald zu Ende zu bringen, sonst sehe er eine brandgefährliche Situation. Der Beschluss, die Atommeiler am 15.April nächsten Jahres endgültig abzuschalten, werde der Ampelregierung spätestens dann vor die Füße fallen.

Mit Wasserstoff sei Dithmarschen gut aufgestellt durch erneuerbare grüne Gase, eine gute Perspektive für Wertschöpfung, so Helfrich zum Abschluss seiner Ausführungen. Exminister Peter Altmaier habe Wasserstoff auf den Weg gebracht. Anschließend prasselten  ihm die Fragen nur so entgegen. Die unterschiedlichen Netzentgelte seien für Schleswig-Holstein mit dem hohen Ausbauzustand nicht akzeptabel, der Süden profitiere davon ungerechterweise. Energieminister Harbeck werde hier zu spät aktiv. Die Verlustenergie beim Transport treibe die Preise hoch, abgeregelte Windkraftanlagen ebenso. Die fehlende eigene Energieversorgung in Bayern und Baden-Württemberg wurde thematisiert, ebenso der grüne Wasserstoff, der auf einem guten Weg sei und die Industriestrompreise. Der thematisierte Konflikt China mit Taiwan bildete den Abschuss der lehrreichen Diskussion, denn der Handel dürfe nicht gestört werden, sei doch Taiwan der weltgrößte Hersteller von elektronischen Chips.