Bald anheimelndes Leben im Meldorfer Hospiz

19.10.2021

von Friedrich-Wilhelm Trottmann

Meldorf – es war nicht nur ein spannender Vortrag, zu dem die Vorsitzende der Seniorenunion Dithmarschen Anne Ohlsen in die Meldorfer Erholung eingeladen hatte, sondern auch etwas, was uns alle angehen sollte.  Die Koordinatorin vom Hospizdienst, Manuela Nancekievill, als Vortragende berichtete vom Freundeskreis Hospiz Dithmarschen so eindrucksvoll, dass man eine fallende Nadel hätte hören können.

Selbst ausgebildete Krankenschwester auf der Intensivabteilung des Krankenhauses hatte sie mit fünf weiteren Leuten eine Bürgerbewegung initiiert und 1992 den Verein gegründet. Die Thematik Umgang mit Sterbenden hatte sie durch ihre Tätigkeit auf der Intensivstation in besonderem Masse beschäftigt. Die größten Ängste - vor starken Schmerzen und Leid sowie das Alleingelassen sein - und die Wünsche der Sterbenden prägen seit Ende der 60er Jahre  die Entwicklung der Hospizbewegung.
Die Kerntätigkeit der Hospizarbeit ist die ehrenamtliche Tätigkeit und soll es immer bleiben, psychosoziale Begleitung nach den Bedürfnissen und Orientierung am Menschen, so Nancekievill. 2001 wurde die Hospizarbeit gesetzlich verankert. Überwiegend übernehmen Frauen die Aufgabe der Hospizbegleitung.
Bei der Gründung des Freundeskreis Hospiz Dithmarschen e.V. wurde ein Ziel in die Satzung aufgenommen: Der Bau eins stationären Hospizes. Sterben gehört zum Leben dazu, wir können nicht davor weglaufen, so Nancekievill.  Früher wurde im Familienverbund gelebt und gestorben, heute erleben wir eine gesellschaftliche Veränderung was nicht nur den Alltag, sondern auch die Situation am Lebensende verändert.

Ein stationäres Hospiz wird mit 95 Prozent durch die Pflegekasse und zu 5 Prozent durch Spenden finanziert.
Die Anfrage von Menschen für einen Hospizplatz nahm zu, so dass im Jahre 2019 die Zeit dafür reif war, den Bau eines stationären Hospizes für Dithmarschen in Angriff zu nehmen. Dabei war dem Verein der inklusive Ansatz besonders wichtig, denn durch die enge Zusammenarbeit mit der Stiftung Mensch in den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass die Bedürfnisse sterbender behinderter Menschen bisher zu wenig Beachtung gefunden haben.

Für die Aufnahme in einem Hospiz müssen bestimmte Kriterien attestiert werden.

Der Bau und Betrieb eines Hospizes ist ein großes wirtschaftliches Wagnis für den 450 Mitglieder umfassenden Verein, denn kleine Einheiten mit viel qualifiziertem Personal werden benötigt mit einem Personalschlüssel von nahezu eins zu eins. Es wird von Baukosten für 12 Plätze von fünf Millionen Euro ausgegangen. Der gemeinnützige Verein wird als Bauherr für das Haus des Lebens eine gGmbH gründen bei einer Finanzierung aus Eigenmitteln, Krediten, Sponsorengeldern, Bausteinverkauf und dankenswerterweise 360 Tausend Euro Förderung durch das Land Schleswig-Holstein.
Palliativ lindernde Medizin wird in einem familiären, wohlfühlenden und anheimelnden Neubau mit inklusivem Ansatz einziehen unter dem Motto von Cicely Saunders: Wir können dem Leben nicht mehr Stunden geben, aber den Stunden mehr Leben.