Hörgeräte als Hilfe für die schwächelnden Ohren

Senioren Union Dithmarschen

von Friedrich-Wilhelm Trottmann

Meldorf – Senioren hören mit der Zeit oft etwas schlechter, so war es naheliegend, dass Anne Ohlsen als Vorsitzende der Dithmarscher Senioren-Union die Hörakustiker-Meisterin Mareike von Hemm in die Erheiterung eingeladen hatte, um über Hilfe beim Hören zu referieren.
Als jetzt 28-jährige Büsumerin hatte Mareike von Hemm in der einzigen Berufsschule in Deutschland für Hörakustiker in Lübeck während ihrer Ausbildung zur Hörakustikerin in 4- bis 5-wöchigen Blockunterrichten gelernt. 1000 Azubis leben dort in einem Internat und finden nebenan auch das Deutsche Hörgeräteinstitut, wo alle Hörgeräte einer Prüfung unterzogen werden. Seit kurz nach der Meisterprüfung in Hannover ist sie bis heute beim Hörakustiker Lütje in Heide beschäftigt, der auch eine Dependance in ihrem Heimatort Büsum unterhält.
Von den über 60 Jahre alten Deutschen sind etwa 40 Prozent schwerhörig, aber nur ein Viertel der Schwerhörigen trägt Hörgeräte. Diese tragen nicht nur Alte, auch junge Menschen profitieren von den Errungenschaften einer Hörhilfe. "Sie sind unbequem, groß und hässlich zudem", sind oft angegebene Ausreden. "Nur extrem hörgeschädigte Menschen tragen Hörgeräte", die zudem auch angeblich teuer sind, obwohl die Krankenkassen einen Großteil erstatten. Die Hörgeräteakustiker helfen, diese Vorurteile abzubauen. Es gibt Modelle, die hinter dem Ohr getragen werden (HdO) oder ganz kleine, die fast unsichtbar nur im Ohr zu tragen sind. Bereits 1950 gab es ein Taschengerät, das einseitig tragbar war, 1956 folgten die HdO-Geräte und erst 1987 die im Ohr zu tragenden Geräte. Im Jahre 2001 kam die digitale Einstellung mit individuellen Erfordernissen auf den Markt und mit Lautsprechern im Gehörgang waren sie ab 2007 zu haben. Die Entwicklung schreitet voran und die Steuerung über Bluetooth auf dem Handy ist seit 2016 der Hit. Die künstliche Intelligenz hat in den Geräten Einzug genommen, die Lautstärke stellt sich automatisch ein, Notrufe werden von allein abgesetzt und Gehirnströme sollen nach neuester Forschung in das Hörgerät einfließen.
Man spricht lauter, fragt mehr nach, stellt den Fernseher lauter, dies sind die ersten typischen Anzeichen für eine schleichende Schwerhörigkeit. Von den 65- bis 75-jährigen tragen knapp 25 Prozent ein Hörgerät, bei den noch älteren sind es schon knapp 40, aber bei den 15- bis 35-jährigen sind es auch fast 10 Prozent, laut einer Erhebung eines Herstellers von Hörgeräten. Bei allen Neugeborenen wird kurz nach der Geburt ein sogenanntes Screening durchgeführt, um auch hier für bestes Hören zu sorgen. Leider nimmt die Anzahl der Jugendlichen mit Hörminderung immer mehr zu. Jenseits der ertragbaren 85-dB-Schallobergrenze werden mit einem Mp3-Player, Discobesuch, Motorsport pp. die Ohren bei 100 dB und mehr leider schwer geschädigt.
Nach dem Hörtest beim HNO-Arzt wird durch den Hörgeräte-Akustiker eine Beratung durchgeführt, ob ein HdO- oder Innenohrgerät angebracht ist. Für jeden Hörgeschädigten wird ein entsprechendes Gerät vorgeschlagen. Besondere Wünsche an Technik und Komfort führen schließlich zum persönlichen Hörgerät. Die Erstanpassung und folgende Nachanpassungen sollten zu einem Hörgenuss führen, wieder ein vernünftiges Hören ermöglichen und beispielsweise Vogelstimmen wieder hören lassen.
Zum Schluss gab Mareike von Hemm nach der Beantwortung verschiedenster Fragen den eifrigen Zuhörern den Rat, alle zwei Jahre das Hörvermögen überprüfen zu lassen.