Ein Kurort im Wandel der Zeit

23.04.2019


von Friedrich-Wilhelm Trottmann

Büsum – Das Nordseeheilbad Büsum boomt, was lag da für den Vorsitzenden der Seniorenunion Voss Wilhelm Brandt näher, als den Bürgermeister, Hans-Jürgen Lütje,  zu einem Vortag  „Büsum im Wandel – Entwicklungsfaktor Tourismus“ in die Erheiterung, Meldorf, einzuladen.

Lütje, gelernter Industriekaufmann und seit 35 Jahren gemeinsam mit seiner Frau selbständig, ca. 35 Mitarbeiter, war von 1994-2014 Gemeindevertreter,  ab 2014 Bürgermeister. Er ist gleichzeitig Betriebsleiter des Kur und Tourismus Service Büsum - KTS (25 Mitarbeiter) und Geschäftsführer der Tourismus  Marketing Service Büsum GmbH - TMS  (31 Vollzeitarbeitsplätze).  Die Verwaltung der Kurbetriebe erledigt die Gemeinde Büsum (Controlling, Personalverwaltung, Buchhaltung etc.).

Büsum ist als Nationalparkpartner geprüft und zertifiziert. In puncto Übernachtungen ist Büsum die Nummer sechs der Tourismusorte in Schleswig-Holstein und  Nummer drei an der Westküste. Einige Kennzahlen gab Lütje nur so sprudelnd  von sich. Mit 750 Tausend Übernachtungen im Jahre 1969, einer Million 1975 sei man 2018 bei 1,97 Millionen. Die Kurabgabe stieg von 2,8 Millionen Euro im Jahre 2013 auf 4 Millionen in 2018.  Paare, Naturliebhaber, Entschleuniger und Familien zählen zu den Gästen, von denen 96 Prozent aus Deutschland kommen, dann folgen Schweiz, Dänemark und Österreich.  Dabei sei die Rangfolge Niedersachsen, Nordrhein Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern, wobei 95 Prozent Urlauber und bis zu 70 Prozent sogenannte Wiederholungstäter seien. Klima, Landschaft, Erreichbarkeit und Meer sind die Hauptbeweggründe für die Urlaubsbuchung.

Der 1972 erbaute Sandstrand war optisch nicht gut und wurde 2012 vor der Deichverstärkung zur Familienlagune Perlebucht (Watt’n Insel) umgebaut, wobei die Investitionen 5,5 Millionen Euro bei der Lagune, bei der Deichverstärkung  über 14 Millionen betrugen. Aufgrund des starken Defizits der Kurbetriebe musste Büsum Kosten senken, so wurde von der Politik das Vitamaris 2016 mit 25 Mitarbeitern geschlossen, da jährlich ein Minus von  ca.1,5 Millionen Euro anfiel, beim ebenfalls geschlossenen Blanken Hans waren es  über 900 Tausend Euro Miese. Mit der Privatisierung vom Käpt’n Hook entfielen weiteren 150 Tausend.  Die neuste Errungenschaft ist das „Watt’n Hus – Freizeit- und Informationszentrum“, ehemals das 1982 erbaute Gäste- und Veranstaltungszentrum (GVZ) mit 80 Stunden Öffnungszeit in der Woche, im Winter 66. Es wurde den heutigen Anforderungen angepasst, mit Kinotechnik versehen, einem weiteren kleinen Kino erweitert, der große Saal vollkommen erneuert, mit Multifunktionsräumen, Indoor-Tobehalle, Trauzimmer mit Meerblick, Tourist-Info, Mini-Maxi-Club, Fahrradparkhaus und Terrassenlandschaft versehen. Alte Muschelbilder aus dem Schloss am Meer wurden restauriert und schmücken das Haus aus, ein gläserner Aufzug ermöglicht Barrierefreiheit im Gebäude. 

Mit dem Lighthouse-Hotel und dem Bademantelgang zum Schwimmbad erhofft man sich Synergieeffekte von bis zu 500 Tausend Euro im Jahr. Die Phänomania  im Gebäude vom Blanken Hans erwies sich als Glücksgriff. Der im Juli beginnende Umbau des Piratenmeeres soll etwa 18 Millionen Euro kosten, da die gesamte Technik erneuert werden muss, auch ein Fahrstuhl soll Barrierefreiheit bringen. Für den Gast wird viel getan, neue Veranstaltungen auch im Kurpark, sollen die Saison verlängern, die Gästelotsen führen wieder durch Büsum, das Orchester spielt, wie jedes Jahr,  von Mai bis September. Allein für die Reinigung der WC-Anlagen gibt  Büsum jährlich über 250 Tausend Euro aus.

Lütje gab einige Neuerungen zum Besten. Ab dem 1. Mai erhalte Büsum einen neuen Wattenpräsidenten, ein neues Gewerbegebiet entstehe am Eingang von Büsum, ein Bebauungsgebiet Nummer 48 nur für die arbeitenden Beschäftigten mit 80 bis 100 Mietwohneinheiten solle gebaut werden, denn heute verzeichne Büsum ca. 4 000 Vollzeit-Arbeitsplätze, nur im Tourismus.  Leider seien die Immobilienpreise seit 2013 um 30 Prozent gestiegen und so wolle man Entlastung schaffen.

Auf Nachfrage berichtete Lütje vom bisherigen Tonnenhof, der dem Land und Bund gehöre, dass hier gem. touristischem Masterplan,  eine touristische Nutzung mit Kulturwerft, Nationalparkhaus, Cafés und Verweilstätten etc. realisiert werden solle. Auch das in der Diskussion stehende Parkdeck an der Vereinsalle für mobilitätseingeschränkte Personen und die arbeitenden Beschäftigten wurde thematisiert.  Lütje merkte zum Schluss seiner euphorisch vorgetragenen Ausführungen an, insgesamt sei Büsum auf einem guten Weg, den neuen Anforderungen im Tourismus gerecht zu werden.